Mit dem Rolli in Wien unterwegs. Und dann kommt der Druck da unten… hoffentlich finde ich schnell ein Klo… Ein Kommentar von Thomas Stix.

Fotos von Behinderten-WCs in Wiener U-Bahn, Fotoquelle: BIZEPS
Ja, es ist das Menschlichste, was wir Menschen tun: Nach dem Zu-uns-nehmen das Ausscheiden. Ich will jetzt nicht vulgär werden, aber diese Einleitung gehört einfach dazu. Unser Stoffwechsel bringt es mit sich, dass wir müssen – und das mehrmals am Tag. Und da dies ein so existentielles Bedürfnis ist, gibt es sogenannte Bedürfnisanstalten, die uns das Müssen ermöglichen – aus dem Müssen wird dann ein Können und dann ist alles gut.
Dumm nur, wenn diese Anstalten, die das Müssen ermöglichen sollen, außer Betrieb sind. Dann wird dieses Müssen nämlich zu einer sehr unangenehmen Sache.
Als Rollstuhlfahrer hat man seine Strategien, um mit diesem Problem umzugehen. In Restaurants, Cafés, Bars gibt es meistens keine geeignete Toilette. Behindertentoiletten sind in der Gastronomie noch immer die Ausnahme. Längere Wege einzuplanen, um in der Stadt eine barrierefreie Toilette in einem Einkaufzentrum oder an einem anderen öffentlichen Ort aufzusuchen, ist für Menschen im Rollstuhl nichts Ungewöhnliches.
Umso erfreulicher ist es dann, wenn man endlich an ein Örtchen mit einem Rollstuhl-Symbol drauf gelangt ist. Das Blatt kann sich aber auch schnell wieder wenden und die ursprüngliche Freude sich in Entsetzen wandeln – wenn dann nämlich noch das kleine Wörtchen „gesperrt!“ dabei steht.
Die KollegInnen von BIZEPS haben erst kürzlich veröffentlicht, dass an der U-Bahn-Linie 6 beinahe jede zweite Behindertentoilette nicht funktionsfähig war. Kompetenzwirrwarr zwischen der Stadt Wien und den Wiener Linien ist einer der Gründe dafür, warum das unliebsame Kind namens Behinderten-WC so sträflich vernachlässigt wird. Die WCs ordentlich zu warten steht in der Prioritätenliste der Verantwortlichen offensichtlich ganz unten.
Für behinderte Menschen sind öffentliche Toiletten sehr wichtig. Umso wichtiger, da die Toiletten im Gastgewerbe vielerorts nicht zugänglich sind. Behinderte Menschen sind noch viel mehr als alle anderen angewiesen auf öffentliche WCs. Daher sollen sich die Stadt Wien und die Wiener Linien endlich zusammenraufen und einen entsprechenden Wartungsplan entwickeln, damit sich diese untragbare Situation der öffentlichen Behinderten-WCs schleunigst verbessert. Damit jede/r der/die in Wien unterwegs ist und muss auch kann!
AutorIn: Thomas Stix
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Gleichstellung und Antidiskriminierung, Kommentare, News
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