„Inklusion: Bewusstsein verändern und Ausbilden“ – so lautete das Thema der Tagung. Medienkampagnen und Schulische Inklusion wurden in Vorträgen behandelt und diskutiert. behindertenarbeit.at war dabei.
Die ÖAR – Dachverband der Österreichischen Behinderteneinrichtungen lud auch diesen Herbst wieder zum Nationalen Informationstag ein. Diesmal versammelten sich VertreterInnen von Behindertenorganisationen und sonstige Interessierte um Studio 44 der Österreichischen Lotterien in 1030 Wien.
Der Vizepräsident der ÖAR, Mag. Michael Svoboda, sprach die Eröffnungsworte, da Präsident Dr. Klaus Voget erkrankt war. Wir wünschen gute Besserung und baldige Genesung.
Die Schuldenbremse soll alles zusammen halten
Mit ein paar Minuten Verspätung traf Bundesminister Rudolf Hundstorfer ein und sprach als erster zum Thema Medienkampagnen und Bewusstseinsänderung. Es wurde eine Rede, bei der dieses und jenes Behinderungsthema angesprochen wurde. Etwa haben wir erfahren, dass es bei der letzten Wirtschaftskrise sogar Kurzarbeit in geschützten Werkstätten gegeben hatte, ja, sogar zu solchen Maßnahmen sei man bereit gewesen.
Und um nun alles „zusammen zu halten“ sei eben die gerade erst im Ministerrat beschlossene „Schuldenbremse“ nötig. Die Ausgaben dürfen nicht ausufern. Am NAP (Nationaler Aktionsplan 2011-2020) werde außerdem hart gearbeitet, da wird nun auch geprüft ob es möglich sei, die „Persönliche Assistenz zuhause“ in Bundeskompetenz zu übernehmen. (Ich vermute, was Hundstorfer meinte war die Persönliche Assistenz in der Freizeit. Dieser „Versprecher“ stimmt mich jedoch schon ein wenig nachdenklich, da es heißen könnte, dass der Minister im Unterbewussten das Bild hat, dass behinderte Menschen nur zuhause rumhocken…)
Insgesamt konnte man zwischen den Zeilen dieser politischen Ministerrede jedenfalls heraushören, dass Hundstorfers Behindertensparkurs, der mit den Einschnitten beim Pflegegeld seinen bisherigen Höhepunkt erreicht hat, wohl noch weitergehen wird.
Kampagnen des Sozialministeriums zum Thema Behinderung
Der nächste Vortrag war von der PR-Abteilungsleiterin des Sozialministeriums. Eine Menge statistisches Zahlenmaterialien der behinderungsrelevanten Medienkampagnen des Bundes in den letzten zehn Jahren wurde von Dr.in Gisela Kirchler-Lidy präsentiert. Leider konnte offenbar wenig über die qualitativen Auswirkungen dieser Kampagnen in Erfahrung gebracht werden, da davon nicht die Rede war.
„Liebe mag ich sehr“
Andrea Zeidler referierte über die Darstellung von Behinderung im Film bzw. Dokumentarfolm. Zeidler bekam 2010 den ÖZIV-Medienpreis für den ORF-Beitrag „Liebe mag ich sehr“, bei der Mike Brozek und Clara Horvath, ein verheiratetes Paar, beide mit Down Syndrom, portraitiert werden.
Die Angst der ÖsterreicherInnen oder Warum es LiD noch immer gibt…

Publikum (Foto: behindertenarbeit.at)
Werbeexperte Mag. Dietmar Ecker (Agentur Ecker & Partner) hielt einen sehr flotten Vortrag über die Ethnologie der Österreichischen Seele. Er erklärte uns, wie Herr und Frau Österreicher gefühlsmäßig zum Thema Behinderung stehen. Klarerweise waren die Aussagen pauschal, aber trotzdem kann ich dieser Meinung einiges abgewinnen: Die ÖsterreicherInnen haben Angst vor Behinderung und vor Behinderten, und zum Selbstschutz stecken sie diese deshalb in eine Schublade, die Schublade ist „Hilflosigkeit und Bedürftigkeit“, und damit ist eine sichere Distanz zu diesem Thema hergestellt. Für die Betroffenen freilich bedeutet das Isolation.
Und, das meine ich, aus dieser These heraus lässt sich auch das unbeirrbare Hängenbleiben an Kampagnen wie „Licht in Dunkel“ erklären. Dort wird die Hilfebedürftigkeit behinderter Menschen sehr anschaulich dargestellt. Die Menschen können außerdem ihr Bedürfnis nach Herstellung von Distanz befriedigen, indem sie eine Spende hergeben.
Nach diesen Vorträgen…
…und Gesprächen beim Mittagsbuffet war das Thema Inklusion im schulischen Bereich an der Reihe. Aus Zeitgründen konnte ich dem Teil am Nachmittag jedoch nicht mehr folgen.
Die Veranstaltung war insgesamt informativ, und es war schön, bekannte Leute wieder mal zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen.
AutorIn: Thomas Stix
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Gleichstellung und Antidiskriminierung, News
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