Mit dem neuen Jahr wird das Grundentgelt für Zivildiener und Grundwehrdiener erhöht. Die jungen Männer erhalten dann knappe 150,- Euro mehr pro Monat. In diesem Zusammenhang wird nun gerne von einer Attraktivierung des Zivildienstes gesprochen.
Dass durch eine Erhöhung des Grundentgelts der Zivildienst interessanter wird, mag auf den ersten Blick zutreffen – jedoch im Bezug auf den Personalmangel im Gesundheits- und Sozialbereich sollte diese Ansicht relativiert werden.
Zum einen wurde es Zeit, die Entlohnung aus einer würdigenden Sicht anzuheben – Zivildiener, sowie auch Grundwehrdiener arbeiten oftmals mehr, aber meistens mindestens so viel, wie der Durchschnitts-Österreicher. Hinzu kommt noch der Aspekt, dass junge österreichische Staatsbürger die beiden Dienste nicht aus freien Stücken beschließen anzutreten. Sie sind durch das Gesetz dazu verpflichtet. Daher ist es nur angebracht, diesen Dienst gerecht zu entlohnen.
Doch lässt sich aus der höheren Bezahlung direkt schließen, dass der Zivildienst selbst dadurch attraktiver wird? Im Endeffekt sollte das Ziel, im Hinblick auf den akuten Personalmangel im Gesundheits- und Pflegebereichs, doch sein, mehr junge Männer zu einer Entscheidung zum Zivildienst anzuregen. Dass dies durch eine allgemeine Gehaltserhöhung- für Zivil- UND Grundwehrdienst – nicht getan ist, scheint ersichtlich.
Des Weiteren kann der Personalmangel auch nicht nur durch „mehr Zivildiener“ gelöst werden. Wenn auch, laut der Zivildienststudie der Wirtschaftsuniversität Wien ca. 6 Prozent der Zivildiener nach ihrem Dienst als hauptamtliche Mitarbeiter in ihrer Organisation beginnen und rund 30 Prozent sich danach ehrenamtlich engagieren, so löst dies nicht das Personalproblem.
Zweifellos sind Zivildiener als Assistenten in Einrichtungen wichtiger denn je, daraus darf aber nicht resultieren, dass eben jene „Hilfskräfte“ als vollwertige Mitarbeiter, in Bezug auf ihre täglichen Tätigkeiten, verstanden werden, nur um dem Personalmangel entgegenzuwirken!
Es bedarf einer Attraktivierung des Gesundheits- und Pflegebereiches an sich: Mit der Ausbildungsprämie bei einer Erstausbildung zu einem Pflegeberuf ist schon ein wichtiger Schritt getan – es ist jedoch noch ein weiter Weg zu gehen. Expert*innen nennen eine Erhöhung des monatlichen Gehalts und eine Anpassung der Arbeitszeiten als wichtige Faktoren, nach denen junge Menschen sich für bzw. gegen einen Beruf im Gesundheits- und Pflegebereich entscheiden – aufgrund dessen solle bei diesen Aspekten mit Verbesserung begonnen werden.
Valentin Lengauer
ehem. Zivildiener
Student an der Uni Wien und Mitarbeiter bei Behindertenarbeit.at
AutorIn: Valentin Lengauer
Zuletzt aktualisiert am: 11.11.2022
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