Initiative von Essl Foundation, World Future Council / Jakob von Uexküll und Bank Austria etabliert sich mit erstem „internationalen Gipfeltreffen“ in Wien als übergreifender Think Tank für Barrierefreiheit
Die „International Conference on Good Policies for Persons with Disabilities“ brachte gestern über 240 Parlamentarier, Vertreter von NGOs und Stiftungen, Wissenschaftler und Aktivisten der internationalen Behindertenrechtsbewegung in Wien zusammen. Auf der Konferenz standen ausgewählte Gesetze zu Barrierefreiheit, inklusiver Bildung, unterstützter Entscheidungsfindung und Zugang zu Justiz im Vordergrund. Die anwesenden Experten und Menschen mit Behinderungen diskutierten die international vorbildlichen Aspekte von acht im Vorfeld ausgewählten „Good Policies“ angeregt und auf höchstem Niveau. Martin Essl und Jakob von Uexküll, die Initiatoren des Zero Project, sehen durch das starke Interesse ihr erstes Ziel erreicht, internationale Aufmerksamkeit für beispielhafte Lösungen zu schaffen und so zu deren Übernahme anzuregen.
„Die überwältigende Resonanz nicht nur unter Menschen mit Behinderungen zeigt, dass ein Riesenbedarf an unabhängigen und übergreifenden Plattformen zum Austausch besteht – besonders auf internationaler Ebene. Diese offensichtlich existierende Lücke wollen wir mit dem Zero Project langfristig schließen“, erklärt KR Martin Essl, Gründer der Essl Foundation und CEO der bauMax AG.
„Der World Future Council ist darauf angelegt, nachhaltige und zukunftsgerechte Gesetze und Lösungsansätze für unaufschiebbare globale Probleme zu finden und zu verbreiten. Im Bereich der Behindertenpolitik sind wir die Kooperation mit dem Zero Project eingegangen, da diese international einzigartige Plattform das Ziel hat, für Menschen mit Behinderungen eine tatsächliche Verbesserung zu erwirken“, erklärt Jakob von Uexküll, Gründer des sog. „Alternativen Nobelpreises“ und des World Future Council.
Barrierefreiheits-Gipfel – Die besten Köpfe für eine globale Herausforderung
Mit den Begrüßungsworten des Schirmherren der Konferenz, H.R.H. Prinz Ra’ad bin Zaid, die vom Botschafter des Haschemitischen Königreichs Jordanien, Seiner Exzellenz Herrn Makram Mustafa Queisi übermittelt wurden, startete die Konferenz. Nach den Eröffnungsreden der Initiatoren KR Martin Essl (Essl Foundation), Jakob von Uexküll (World Future Council) und Fred Luks (Nachhaltigkeitsmanager der Bank Austria) wurde in der ersten Keynote-Session über die europäische Dimension von Behindertenpolitik diskutiert. Unter dem Vorsitz von Miguel Ángel Cabra de Luna, Ko-Vorsitzender des Europäischen Stiftungskonsortiums Menschenrechte und Behinderung sowie Mitglied des Europäischen Ausschusses für Wirtschaft und Soziales, sprachen die extra für die Zero Conference angereiste Elisabeth Schroedter, deutsche Abgeordnete zum Europa Parlament, Johan ten Geuzendam, Leiter des Referats für die Rechte von Menschen mit Behinderung der Europäischen Kommission, und Ioannis Vardakastanis, der als Präsident des Europäischen Behindertenforums quasi Europas „höchster Behindertenvertreter“ ist, über Themen wie die Europäische Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen, Zugang zu Geldern aus dem Strukturfonds und weitere Herausforderungen. Gemeinsam forderten sie, dass die 5. EU-Antidiskriminierungs-Richtlinie, welche einen besonders wichtigen Schritt für den Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen darstellt, endlich umgesetzt wird. Diesbezüglich wurde insbesondere die deutsche Regierung für ihre Blockadehaltung im Europäischen Rat kritisiert.
In der zweiten hochkarätig besetzten Keynote-Session drehte sich alles um rechtliche Regelungen für Menschen mit Behinderungen. Bundesminister für Soziales Rudolf Hundstorfer stellte das österreichische Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz vor und diskutierte unter der Leitung von Professorin Lisa Waddington vom Lehrstuhl für europäisches Behindertenrecht des Europäischen Behindertenforums an der Universität von Maastricht mit dem extra aus den USA angereisten Rechtsanwalt und Mitglied des Menschenrechtskomitees der International Law Association Charles D. Siegal, dem spanischen Professor für politische und Rechtsphilosophie Antonio L. Martínez-Pujalte López und Lord Colin Low, Vize-Präsident des britischen Königlichen Nationalen Instituts für Blinde Menschen und Mitglied im House of Lords, einerseits die vorbildlichen Aspekte, für die das Gesetz zur Diskussion ausgewählt wurde, andererseits die nach wie vor existierenden Schwachstellen. Eindeutiges Ergebnis der Diskussion ist, dass nun auch in Österreich dringend das Recht auf Barrieren-Beseitigung verankert werden muss, das im britischen und amerikanischen Gleichstellungsgesetz bereits existiert und zu großen Fortschritten geführt hat.
Am Nachmittag wurden in parallelen Workshops die acht ausgewählten Good Policies ausführlich diskutiert. Neben führenden Vertretern der umsetzenden Länder nahmen auch prominente Experten aus Österreich teil, u.a. Abg. z. NR Mag.a Helene Jarmer (Behindertenpolitische Sprecherin der Grünen), Abg. z. NR Dr. Franz-Josef Huainigg (Behindertenpolitischer Sprecher der ÖVP), Dr. Michael Landau (Präsident der Caritas Wien), Mag. Germain Weber (Präsident der Lebenshilfe Österreich), Mag. Albert Brandstätter (Geschäftsführer der Lebenshilfe Österreich), Mag. Martin Schenk (stv. Direktor der Diakonie Österreich), Dr. Erwin Buchinger (Behindertenanwalt), Dr. Max Rubisch (Experte für Behindertenpolitik im Bundesministerium für Soziales, Arbeit und Konsumentenschutz), Hon.Prof. Dr. Georg Kathrein (Leiter der Zivilrechtssektion des Bundesministeriums für Justiz), Mag.a Barbara Schwarz (zuständige Landesrätin in Niederösterreich), Mag. Franz Wolfmayr (Präsident von EASPD), Bernadette Feuerstein (Selbstbestimmt Leben) und viele andere.
Die Ergebnisse aus Sicht der Veranstalter
Durch die hohen Teilnehmerzahlen und große Resonanz nicht nur innerhalb der Community sondern auch darüber hinaus sehen die Organisatoren ihr erstes Ziel, eine neuartige und übergreifende Plattform für Austausch und Vernetzung aufzubauen, erreicht.
„Wir sind stolz darauf, mit der Zero Conference ein wichtiges internationales Forum zur Diskussion über vorbildliche Lösungsansätze für die wichtigsten Bereiche der Behindertenpolitik wie inklusive Bildung oder selbstbestimmtes Leben etabliert zu haben. Dass das sehr gut angenommen wird zeigt sich einerseits in der Qualität der Diskussionen, Presseinformation vor allem aber durch die vielen extra angereisten Parlamentarier und Behindertenrechtsaktivisten aus ganz Europa und Übersee. Das gemeinsame Ziel muss nun die konkrete Umsetzung dieser Lösungen in möglichst vielen Ländern sein“, erklärt Ingrid Heindorf, Politikberaterin für die Rechte von Menschen mit Behinderungen beim World Future Council und Co-Autorin des Zero Project Report.
Nach diesem erfolgreichen Auftakt liegt der Hauptfokus der Organisatoren auf der langfristigen Entwicklung des Projektes, in der die Stärken noch weiter ausgebaut werden sollen: „Wir freuen uns besonders, dass das innovative Konferenzkonzept aufgegangen ist, ausschließlich über vorbildliche Lösungen und deren Umsetzungsmöglichkeiten zu diskutieren, um von den Besten zu Lernen. Wir haben als Organisatoren viel Zuspruch von den Konferenzteilnehmern erhalten und arbeiten bereits an der Fortsetzung im nächsten Jahr“, erklärt Dr. Michael Fembek, Programm-Manager der Essl Foundation und Co-Autor des Zero Project Report.
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Quelle: Zero Project
AutorIn: Zero Project
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Gleichstellung und Antidiskriminierung, News
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