"Daraus darf keine Menschenrechtskrise werden!"

Diskussionen um die Zukunft der Behindertenpolitik. Wir werden wohl wieder kämpfen müssen… Eine Schilderung von Eindrücken. Vom Kongressteilnehmer Thomas Stix.

Thomas Stix und Jamie Bolling (ENIL) auf der Zero-Konferenz in Wien, 23.01.2012

Im traditionsreichen Palais Niederösterreich trafen sich gestern Menschen aus 34 verschiedenen Ländern, um bei der Zero-Konferenz über die Zukunft von Barrierefreiheit zu diskutieren. Er war eine hochrangig besetzte Tagung, zu welcher der Initiator des World Future Council (Weltzukunftsrats), Jakob von Uexküll, in Zusammenarbeit mit der Essl Foundation geladen hatte.

Dieser Weltzukunftsrat ist ein „Think Tank“ – Menschen zerbrechen sich den Kopf über die Zukunft unserer Erde – und einer der Projekte ist das „Zero Project“, welches von der Essl Foundation gesponsort wird und das zum Ziel hat, auf eine Welt ohne Barrieren hinzuarbeiten.

Ich möchte hier nur ganz kurz einen Gesamteindruck schildern, den ich nach der Tagung gehabt habe… Ein paar Mal fiel bei den Vorträgen das Wort „Wirtschaftskrise“, denn diese droht eine Weiterentwicklung der Menschenrechtspolitik für behinderte Menschen – sprich: eine Umsetzung der UN-Konvention – erheblich zu verlangsamen. Im schlimmsten Fall sind sogar Rückschritte zu befürchten. Ioannis Vardakastanis, Präsident des European Disability Forum, drückte es drastisch aus: „Aus der Finanzkrise wurde eine Wirtschaftskrise, daraus darf keine Menschenrechtskrise werden!“

In Schweden gibt es ein sehr fortschrittliches Gesetz für Persönliche Assistenz. Ich kam in der Pause mit Jamie Bolling – sie lebt in Schweden und arbeitet für das European Network on Independent Living – ins Gespräch. Bolling erzählte, dass bei den Assistenzausgaben bereits gekürzt werde, und meinte: „Wir werden wieder kämpfen müssen!“

Dieser Kongress hat jedoch auch Hoffnung und Kraft gegeben, weiterhin den Weg zu beschreiten hin zu einer Welt mit weniger Barrieren und mehr Rechten für behinderte Menschen… und die Gewissheit, dass es viele MitstreiterInnen und UnterstützerInnen auf diesem Weg gibt. Es lohnt sich daher weiterzumachen!