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Datum: 23.06.2014

Taten statt Worte! Inklusive Schule braucht Anschub durch Politik

Bernhard Schmid

Mag. Bernhard Schmid, Fotoquelle: lebenshilfe-wien.at

30.06.2014

Am 12. Juni 2014 hat der Nationalrat eine Regierungsvorlage angenommen, die Bezug auf Sonderpädagogische Zentren nimmt. Mit diesem Beschluss sowie der anschließenden Inklusionsdebatte im Parlament beschäftigt sich Bernhard Schmid von der Lebenshilfe in diesem Kommentar für behindertenarbeit.at.

Das Erfreuliche vorweg: die Inklusionsdebatte ist im „Mainstream“ der Politik angekommen, jeder spricht davon, und jeder will sie.

Und das ist gleichzeitig das Schlechte: je öfter von Inklusion gesprochen wird, desto weniger geschieht tatsächlich…

Oder es werden Maßnahmen als Fortschritt verkauft, die an der Realität der rund 30.000 Schüler/innen mit sonderpädagogischen Förderbedarf pro Jahr wenig bis gar nichts ändern:

Da wird z.B. der „flächendeckende Ausbau inklusiver Modellregionen“ im Nationalen Aktionsplan Behinderung der Bundesregierung bis 2020 festgeschrieben, jedoch die Initiative und finanzielle Ausstattung hierfür komplett den (wenigen) ohnehin schon inklusionsfreudigen Bundesländern überlassen.

Oder es werden, wie am 12.6. im Nationalrat beschlossen, die Sonderpädagogischen Zentren in „Zentren für Inklusiv- und Sonderpädagogik“ umbenannt. Gleichzeitig bleibt aber der von der Lebenshilfe seit vielen Jahren kritisierte Passus im Schulorganisationsgesetz unverändert erhalten: nämlich, dass diese Zentren für Inklusiv- und Sonderpädagogik weiterhin in aller Regel gleichzeitig Sonderschulen bleiben, deren Leitungen aber naturgemäß an einem überproportionalen Transfer von sonderpädagogischen Ressourcen und Know-How in Regelschulen nicht sehr interessiert sein können, weil sie ja dann ihre eigene berufliche Existenz gefährden würden…

Dass Bildungsministerin Heinisch-Hosek im Parlament die schulische Inklusion als ihre „Herzensangelegenheit“ bezeichnete und sich auch dazu bekannte, den Inklusionsfahrplan fortzusetzen und inklusive Modellregionen einzurichten, ist grundsätzlich erfreulich und zu begrüßen.

Es bedarf aber wohl einiges mehr als eine „Politik der kleinen Schritte“, nämlich vor allem eine größere Verbindlichkeit und eine größere Entschlossenheit zu konkreten Taten auf Bundes- und Länderebene, um bei der Umsetzung der inklusiven Schule in Österreich endlich voranzukommen.

Die Lebenshilfe fordert seit 2010 die stufenweise Umsetzung von Schlüsselmaßnahmen für eine inklusive Schule in ganz Österreich und für alle Schüler/innen bis 2020: Vermittlung von inklusions- und sonderpädagogischen Kompetenzen in der Ausbildung für alle Lehrer/innen, ein Netz von Schulassistent/innen, die das Lehrpersonal z.B. bei pflegerischen oder psycho-sozialen Aufgaben unterstützen können, die Umwandlung sonderpädagogischer Zentren in allgemeine pädagogische Zentren für alle Kinder und für alle Schulen, und die Öffnung und Umwandlung aller Sonderschulen in inklusive Schulen für alle Kinder.

Diese Schritte müssen und sollen auch nicht möglichst rasch vollendet sein. Sie müssen aber unverzüglich konsequent und intensiv angegangen werden, unter ernsthafter Beteiligung erfahrener Expert/innen und betroffener Eltern und Schüler/innen!

Deswegen ist der Vorschlag von ÖVP-Bildungssprecher Huainigg für eine Arbeitsgruppe im Bildungsministerium unter Einbeziehung aller Betroffenen sehr zu begrüßen, wenn auch unter folgender Voraussetzung: diese Arbeitsgruppe darf sich nur mehr der konkreten Umsetzung der inklusiven Schule widmen, nicht dem Erstellen von weiteren Arbeitspapieren und Konzepten, die dann erneut in der Schublade landen…

Abschließend möchte ich eine Lanze für alle Eltern von Kindern mit schweren Beeinträchtigungen und Sonderpädagog/innen brechen, die der inklusive Schule derzeit skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen:

Ihre Sorgen und Bedenken sind unbedingt ernst zu nehmen, ihre Erfahrungen und Wünsche sind bei der Weiterentwicklung sonderpädagogischer Fördersysteme in inklusive Schulen mit einzuarbeiten!

Gemeinsam mit nationalen und internationalen erfolgreichen Praxisbeispielen wird es so möglich sein, mit z.B. Kleingruppenbildungen im gemeinsamen Klassenverbund, temporären „Auszeit-Räumen“, differenzierten Aufgabenstellungen, Team-Unterricht, Schüler-Schüler-Unterricht („Peer Teaching“) und kreativen und/oder technischen Hilfsmitteln auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einzelner Kinder angemessen einzugehen.

Der Politik wird es vorbehalten bleiben, diese Entwicklungsprozesse zu unterstützen und die nötigen finanziellen Mittel – auch durch Umschichtung aus dem Sonderschulsystem – bereit zu stellen.


AutorIn: Mag. Bernhard Schmid, Generalsekretär Lebenshilfe Wien
Zuletzt aktualisiert am: 25.05.2015
Artikel-Kategorie(n): Kommentare, News, Schulische Integration
Permalink: [Kurzlink]
Kommentare, News, Schulische Integration
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