So fortschrittlich der Umgang mit Behinderung auf der Insel auch sein mag… „Meet the Superhumans“ – die Werbelinie des Britischen Channel 4 für die Paralympics – finde ich voll daneben. Ein Kommentar von Thomas Stix.
Der Britische Fernsehkanal Channel 4 – ein öffentlich-rechtlicher Sender mit kommerzieller Finanzierungsstruktur – hat sich die Rechte für die Übertragung der Paraolympischen Spiele 2012 in London gesichert und dafür auch im Vorfeld schon viel Werbung gemacht. Der Aufhänger: „Meet the Superhumans“ – was frei übersetzt werden kann mit: Triff die Übermenschen.
Der Geschmacklosigkeit noch nicht genug, wird dieser Slogan von Bildmaterial begleitet, das an Filme wie „X-Men“ erinnert, wo menschliche Mutanten mit Spezialkörperteilen und -fertigkeiten ihr Unwesen treiben.
„Forget everything you thought you knew about strength. Forget everything you thought you knew about humans. It’s time to do battle. Meet the Superhumans.“
Vergiss alles was du gedacht hast über Stärke zu wissen. Vergiss alles was du gedacht hast über Menschen zu wissen. Es wird Zeit zu kämpfen. Triff die Übermenschen / Supermenschen.
Hier steht nicht der Sport im Mittelpunkt. Die Paralympics verkommen zu einem Klamauk-Spektakel, bei dem „Freaks“ vorgeführt werden. Mit aller medialer Gewalt ist man hier vorgegangen, um Quote aus den Paralympics zu schlagen und Geld zu machen. Es scheint fast so zu sein wie noch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, als auf Jahrmärkten dem Publikum Menschen mit „Missbildungen“ vorgeführt wurden. Damals ging es auch um Quote…
Ich hoffe, dass die MedienmacherInnen bei den nächsten Paralympics keinen derartigen Aufzug mehr nötig haben werden, und die sportlichen Leistungen – die nicht mehr und nicht weniger besondere Leistungen sind wie die aller SportlerInnen – im Mittelpunkt des Interesses stehen werden. Denn auf „Übermenschen“ kann ich gerne verzichten!
AutorIn: Thomas Stix
Zuletzt aktualisiert am: 08.09.2012
Artikel-Kategorie(n): Kommentare, News
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