Sollen sich Pflegebedürftige für eine Dienstleisung von Hilfsorganisationen entscheiden, weil sie das wollen oder weil sie das müssen?
Es ist nicht wirklich verwunderlich, dass Caritas-Direktor Landau gerne möchte, dass das Pflegegeld über die E-Card abgerechnet werden soll. Er will, dass seine „Hilfsorganisation“ größer und größer wird. Er will, dass die Menschen mehr und mehr von den „Hilfsorganisationen“ abhängig werden. So zynisch muss ich das jetzt leider formulieren, anders kann ich seinen Wunsch nach Sachleistungen nicht verstehen.
Zwei Gruppen von Menschen wissen sehr gut, was es bedeutet, auf Hilfe angewiesen zu sein: die Alten und die Behinderten. Und von beiden Gruppen kommt prompt eine Absage an Landau: Seniorenbund-Vertreterin Ingrid Korosec und Grüne-Behindertensprecherin Helene Jarmer nehmen jeweils in Presseaussendungen dazu Stellung.
Eine „Hilfsorganisation“ hat eigentlich ein sehr schönes Leben: Sie besteht deswegen, weil Menschen Hilfe brauchen und keine andere Wahl haben, als diese von einer derartigen Organisation dankend anzunehmen, egal, wie gut oder schlecht die gebotene Dienstleistung ist. Und wenn es einen Sachleistungszwang gibt, können sich diese Organisationen die Hände reiben: Alle müssen ihre Hilfe annehmen, es gibt kein Entkommen mehr! Das ist nicht Helfen, das ist Abhängig-machen, Herr Landau!
Ein System, das Menschen von „Hilfsorganisationen“ abhängig macht, ist für mich kein menschenwürdiges, es ist eines, das zum Ziel hat, die Macht solcher Organisationen zu stärken.
Ein kluges Geldleistungssystem hingegen gibt dem und der Hilfebedürftigen die Wahlfreiheit und somit die Macht. Und das bedeutet dann halt auch, dass diese Person die notwendige Leistung dort einkauft bzw. sich die Leistung so organisiert, wo und wie es für sie am besten ist. Und dann müssen sich die „Hilfsorganisationen“ anstrengen und eine gute Dienstleistung erbringen, damit Herr und Frau Kunde zufrieden sind und weiterhin diese Leistung einkaufen. Ist das von einer „Hilfsorganisation“ zu viel verlangt? Ist es zu viel verlangt, dass die Hilfe auch noch Qualität haben soll?
Mit einer solchen Forderung wird die viele gute Arbeit, die von vielen MitarbeiterInnen bei Cartias & Co im Pflege- und Betreuungsbereich geleistet wird, vom Chef persönlich disqualifiziert. Die Kundinnen und Kunden der Caritas brauchen keinen Sachleistungszwang, um die Leistungen dieser „Hilfsorganisation“ in Anspruch zu nehmen! … Oder doch?
AutorIn: Thomas Stix
Zuletzt aktualisiert am: 04.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Kommentare, News, Pflegegeld und Pflegevorsorge
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